Fragen, die sich mit dem Sinn des Lebens befassen lösen Kettenreaktionen aus, die sich mit Lichtgeschwindigkeit über die Existenz verbreiten und im Universum die Schwarzen Löcher beschwören, von wo aus es in die Abgründe eines Nichtseins geht, welches allem menschlichen Verstand nicht mehr nachvollziehbar erscheint.
Dabei ist alles ganz einfach...frage einen in Trance befindlichen Troll und er wird dir erklären woher die Schritte kommen, die wir zu gehen befähigt sind...

Während dem Fortgang der Ereignisse und meinen Überlegungen saß Nimmich, die oberste Hexe
der Unzeit, neben der Zeit, in ihrem Spinnennetz, aus für sie grauenhaften Kartenbildern. Von dort aus versuchte sie – wie so oft völlig vergebens – ihr „Töchterchen“ Dingsbums vor den aufkommenden Gefahren eines Eventualerfolges ihres Schwiegertrolls zu warnen. Sie erkannte zahlreiche Versuchungen und unzählige Möglichkeiten der Entfaltung seiner Talente auf Dingsbums zukommen, deren Felle, irgendwann doch noch eine Durchschnittsfrau werden zu können ins Undenkbare zu verschwinden drohten.

Gleichzeitig stellte sich bei mir heraus wie recht sie hatte. Meine Realität verschwamm ins Ungewisse, ins nicht Nachweisbare, aber auch in phantastische Bereiche. Das Jenseits öffnete seine Tore und ich schritt so manche Nacht hindurch. Dabei hatte ich die verwirrendsten Begegnungen!
Einmal begegnete ich einer ermordeten Prinzessin im Vorraum zum Jenseits. Sie glaubte irrtümlich dort auf den Einlass in Gefilde warten zu müssen, die sie gar nicht erkunden wollte. Ich solle für sie in Erfahrung bringen was es damit auf sich habe meinte sie verdutzt. Ich sicherte ihr meine Hilfe zu und ging unerschrocken weiter.

Hinter einer „Substanz“ die wie ein Vorhang wirkte hatte ich anscheinend etwas zu tun das irgendwie wichtig für irgend jemanden war. Aber mit Eintritt meines Trolls in die andere Welt erlosch nicht nur seine, sondern auch meine Erinnerungsfähigkeit. So geschickt und effizient waren Diesseits und Jenseits einst voneinander getrennt worden.
Als ich wieder rückwärts durch den Vorhang in die sogenannte „Realwelt“ schritt wusste ich nur noch einen Satz: „Nein, es ist kein Irrtum – sie werden zusammen mit ihren beiden Begleitern sogleich durchgelassen!“

In unserem Universum angekommen konnte ich mich wenigstens, durch den Einsatz des Trollhirns, an die Personen erinnern die mich ausgefragt und komischerweise zur Rede gestellt hatten...es handelte sich um...Schwamm drüber! Viel wichtiger war die Erkenntnis gewesen, die ich über den Troll, also mich, erfahren hatte: Wir sind praktisch alle in einem Fernsehfilm!
Wie kann das sein?
Am besten ist es vielleicht mit einem Vergleich erklärt...
Fernsehen ist zweidimensional. Da schwebt einfach eine flimmernde Fata Morgana vor uns. Ein 3-D-Film im Kino (mit Brille) versetzt uns in die Lage zu glauben das Geschehen spiele sich in einer faszinierenden Vision direkt vor uns ab. Ein Holdeck erlaubt es uns den Standpunkt zu wechseln und trotzdem immer mitten im Geschehen zu sein.

Aber alles ist nichts gegen ein „reales „ Leben, in welchem man nicht nur dem Wetter und geschichtlichen Ereignissen ausgesetzt ist, sondern auch unmittelbar Schmerzen empfinden oder jemand anderem welche bereiten kann.
Aber nicht nur das: Wir können uns auch in einen Anderen, eine andere Existenz verlieben, die uns ganz besonders gut gefällt und von der wir glauben sie immer um uns haben zu wollen.
Doch dafür benötigen wir Avatare! Das sind durch uns selbst bewegliche Empfindungsträger, die uns glauben lassen, daß wir ihnen nicht entkommen können weil wir sie SIND!

Daraus ergeben sich quasi unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten, was die Lebensqualität und unsere Rolle betrifft, in die wir, durch die Gene, die fleischlich ausdrücken was wir geistig sind, überhaupt etwas erfahren DÜRFEN. Keiner kann etwas erleben wofür er nicht geschaffen worden ist! Da gibt es Grenzen die sich aus der gewachsenen Herkunft diesseitiger und jenseitiger Stufen gebildet haben. Auf diese Weise bleibt es dem Avatar vorbehalten aus- oder durchzuleben was ihm vorbestimmt ist. Dabei kann er die entzückendsten Erfahrungen machen! Er kann Weltkriege mit machen und sie überleben, oder auch nicht. Er kann sich verlieben und schließlich Informationen seines Fleisches an einen anderen Avatar übergeben oder auch nicht. Er kann Erfolg haben und für sein Streben belohnt werden oder auch nicht.

Es kommt immer drauf an was er für eine Landschaft in seiner Lebenswelt vorgefunden hat. Auch kann es keine Avatare geben die ihrem Seelenbild nicht gleichen. Ist es urweltlich wird sich auch der Avatar dergestalt benehmen, daß er primitive Triebe zuerst befriedigt und dann erst versucht neue Gedankenwege zu (er)finden.
Ebenso ich, der sich als Troll für befähigt hielt die Wahrheit hinter der Wirklichkeit ausfindig zu machen, um sie schonungslos bloßzustellen.
Daß ich erkennen konnte was ich wollte und zwar richtig, bedeutete aber zu keinem Zeit-Punkt meines Daseins, daß mir das nützlich sein soll.

Und so war es natürlich auch als dieser krumme Hund namens „Voah“ bei mir auftauchte. Er war ein Tunichtgut erster Güte, hielt sich jedoch für einen Überflieger, für den Meister aller Klassen, der mich nicht nur belehren konnte, sondern auch einen Weg vorzeichnen den ich zu gehen hätte.
Er war, nebenbei erwähnt, schwerer Alkoholiker und mit seinem Karma so sehr verwachsen, daß jede nur erdenkliche Form eines Trollstudiums bei ihm keinerlei Resonanz gezeigt hätte.
Er glaubte felsenfest an das Gute im Leben (komme was da wolle) und er ließ sich in dem Glauben an sich nicht beirren.
Auch ein guter Gott kam vor in seinem Leben, einer der Paradiese erschafft und dem Tüchtigen Glücksfall um Glücksfall zuteil werden lässt.

Ich versuchte sofort mich mit Zaubereien aus der Affaire zu ziehen, doch die Umstände waren zunächst auf seiner Seite: Seine Partnerin himmelte ihn geradezu an und ein paar mittelgroße Erfolge, wie z.B. der angenommene Entwurf für eine Straßenbahnbemalung, hatten ihn größenwahnsinnig gemacht.
Er bemerkte sofort, daß meine Partnerin mich nicht anhimmelte und er zog mich auch sofort damit auf. Kurioserweise war mir der Kontakt zu diesem Menschen, dieser mit Selbstüberschätzung angefüllten fleischlichen Hülle, von Nimmich empfohlen worden, da diese annahm der große Voah könne mich von dem Wahn ein Troll zu sein befreien.

Aber die Affaire dauerte nicht lange an. Nach ein paar Monaten, die ich mit Freundschaftsdiensten für den Unhold verbrachte, hatte er sich tot gesoffen und seine Partnerin war zutiefst erschüttert über seinen Weggang!
Zutiefst unerschütterlich blieb dagegen meine Partnerin Dingsbums! Sie versuchte mich erst gar nicht glauben zu lassen ich sei wenigstes ein Spur besser, aufrichtiger, als der arme Voah, indem sie mir strikt jede Art von Zärtlichkeit oder gar ungebremsten Sex verweigerte.
Es konnte doch nicht angehen, daß ein Angeber wie ich, aus dem Blickwinkel ihrer pragmatischen Moral besser wegkam als ein zeitweise erfolgreicher Säufer, der es wenigstens verstand sich im „richtigen“ Leben (also als Avatar und nicht als ein verrückt gewordenes Garnichts) zu behaupten.

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  25

© Alf Glocker


© Alf Glocker


3 Lesern gefällt dieser Text.


Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  25"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  25

Autor: Sonja Soller   Datum: 17.09.2022 9:19 Uhr

Kommentar: Interessant zu lesen!!

Herzliche Morgengrüße aus dem verregneten Norden, Sonja

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  25

Autor: Alf Glocker   Datum: 17.09.2022 14:00 Uhr

Kommentar: Herzl. Regengrüße aus dem mittäglichen Süden zurück

Alf

Kommentar schreiben zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  25"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.